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Der Waschmaschinendoktor

Praxisleitfaden für die Waschmaschinenreparatur

Vorwort

Der Waschmaschinendoktor - Praxisleitfaden für die Waschmaschinenreparatur wurde für Praktiker geschrieben und gibt meine Erfahrungen aus 20 Jahren Reparaturpraxis wieder. Es beschreibt detailliert den Aufbau und die Funktion von Waschmaschinen unterschiedlicher Bauvarianten. Dabei wird zwar das Grundwissen der Elektrotechnik und Mechanik vorausgesetzt, aber die Bauteile einer Waschmaschine und ihre Funktionen werden anschaulich erklärt.
Der Leitfaden ermöglicht dem "Anfänger" in der Waschmaschinenreparatur einen Einstieg in die Materie, dient aber auch dem "Fortgeschrittenen" als Nachschlagewerk in Problemfällen.

Bei der Fehlersuche mit dem "Waschmaschinendoktor" sind verschiedene Vorgehensweisen möglich:

  1. An Hand der Bau- und Funktionsgruppen einer Waschmaschine (Funktionsgruppen)
  2. Nach der Systematik des Programmablaufs eines Waschprogramms (Programmablauf)
  3. Über die Fehlersymptome bzw. Angaben des Kunden (Symptome)

Ich möchte mit dieser Anleitung den Reparaturgedanken fördern, denn: Reparieren geht vor Wegwerfen und Neukaufen! Reparatur ist in den allermeisten Fällen ökologisch sinnvoll, denn sie spart Energie und Rohstoffe für die Herstellung eines neuen Gerätes und vermeidet Müll. Dabei rückt der Gebrauch vor dem Verbrauch in den Vordergrund. Aber Reparieren lohnt sich für den Handwerker und seine Kunden auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Mehr zu Hintergründen und Überlegungen siehe weiter unten.
Den Anstoß für diese Reparaturanleitung verdanke ich Franz Born aus Köln, der seine jahrzehntelange Erfahrung als Werkstattleiter eines großen Unternehmens im Bereich "Braune Ware" einbrachte.
Mein besonderer Dank gilt meiner Frau Gabriele Schneider-Jung für ihre unermüdliche Rächschreipkontrulle und Formulierungshilfen sowie Oliver Stens für seine fachliche Unterstützung.

Heinrich Jung

Blitzblume - Ingelheim
Heinrich Jung

Elektro-Haushaltsgeräte-Reparatur
Meisterbetrieb des Handwerks
Umweltpreis Rheinland-Pfalz 1991
(für die umweltfreundliche Dienstleistung)
Mitglied bei RTR, Runder Tisch Reparatur e.V.
Mitglied bei BNW, Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft

Reparatur lohnt sich...

Seit 1983 reparieren wir, die Elektriker der Blitzblume - Ingelheim, Haushaltsgeräte unter ökologischen Gesichtspunkten (in Augsburg und seit 1991 auch in Ingelheim).
Um nachhaltig und zukunftsfähig zu wirtschaften, wollen wir die Nutzungszeit dieser Geräte verlängern. Auch andere Handwerker möchten wir gerne für diese Idee begeistern und ihnen mit dem "Waschmaschinendoktor" ein Handwerkszeug zur Verfügung stellen.
Dass die Ausrichtung auf Reparatur auch viele wirtschaftliche Vorteile für uns Handwerker bieten kann, versuche ich in der Gegenüberstellung "Warum sich Reparieren lohnt und für wen" zu belegen.
Zwischen 1991 und 1994 haben wir sämtliche von uns ausgeführten Reparaturen statistisch erfasst und ausgewertet. Alle Grafiken, die sie hier sehen, stammen aus dieser Auswertung und beziehen sich auf selbst gesammelte Daten. Wenn Sie mehr darüber Wissen wollen, klicken Sie auf Fehlerstatistik der Blitzblume.

Reparieren geht vor Wegwerfen/Neukaufen

In einem Elektrogerät stecken jede Menge Energie und Rohstoffe, die für seine Herstellung aufgewendet wurden. Außerdem stellt seine Entsorgung ein zunehmendes Problem dar. Allein die Tatsache, dass ältere Geräte u.U. mehr Energie und Wasser bei ihrem Betrieb verbrauchen, rechtfertigt deshalb noch lange keinen Neukauf.
Es klingt paradox: immer häufiger kommt es vor, dass die Reparatur gerade bei relativ neuen Maschinen unrentabel ist, während sie sich bei älteren Geräten rechnet.
Unsere tägliche Erfahrung spiegelt es wieder: ältere Geräte sind oft viel stabiler und reparaturfreundlicher gebaut als neue - wie das wohl kommt?!?

Beratung statt Verkauf von Neugeräten

Wenn wir ein Gerät nicht mehr reparieren können, beraten wir unsere Kunden unabhängig. Sie können sich auf unseren Rat verlassen, da wir keine neuen Geräte verkaufen.

Reparatur ohne Ersatzteile

Die häufigsten Fehler an Elektrohaushaltsgeräten treten unabhängig von deren Alter auf und haben nichts mit Verschleiß zu tun. Da ist ein Schlauch verstopft oder eine Münze blockiert die Pumpe. Solche Pannen können bei einem neuen Gerät in der ersten Betriebswoche auftreten oder bei einem alten erst nach 20 Jahren. In keinem Fall sind solche Defekte ein Grund dafür, die Maschine auszumustern. Nach unserer eigenen Fehlerstatistik (1991-94) kommen wir bei 54% der Waschmaschinenreparaturen allein mit dem Werkzeugkoffer und dem Verstand aus.

Sparsamer Einsatz von Ersatzteilen

Das sollte selbstverständlich sein, doch in der Praxis sieht es anders aus. Da werden aus finanziellen Gründen oder Inkompetenz intakte Teile ausgetauscht. Oder es werden ganze Baugruppen komplett ersetzt, obwohl sie mit geringem Aufwand repariert werden könnten.
Durch das häufige Auswechseln von Programmschaltwerken entstand das Vorurteil, sie gingen oft kaputt. Doch weit gefehlt: unsere Statistik belegt, dass nur bei etwa 4% der Waschmaschinenreparaturen der Programmschalter defekt war. Über die Hälfte der Programme konnte mit Kleinteilen wieder instandgesetzt werden.
Viel häufiger als der Programmschalter geht die Pumpe der Waschmaschine kaputt. Doch auch hier lässt sich eine Menge Material einsparen: statt die Laugenpumpe komplett auszuwechseln, ersetzen wir lediglich das Verschleißteil, die Wellendichtung (Materialpreis: nur 15 Euro statt 80).

Gebrauchte Ersatzteile

Defekte, die nicht auf Verschleiß zurückzuführen sind (Folgefehler), lassen sich auch mit Gebrauchtteilen gut und günstig beheben. Hat zum Beispiel der Schlauch zum Einspülkasten einen Riss, wird der Antriebsmotor nass und geht kaputt. Normalerweise hält ein Motor sehr lange, deshalb bauen wir einen gebrauchten, überholten Motor ein. Den Einlaufschlauch (Verschleißteil, denn Gummi altert) ersetzen wir durch ein Neuteil. Ein neuer Motor hingegen wäre viel zu teuer und die Reparatur unrentabel.

Ökotipps für den Haushalt

Neben der Reparatur bleibt genügend Zeit für Verbraucheraufklärung. Dabei geht es um Themen wie Waschmitteleinsatz, Weglassen vom Weichspüler, Energiesparen, zum Herd passende Töpfe u.v.m.! Wassersparartikel werden verkauft und auch gleich eingebaut. Ein Vergleich "vorher - nachher" zeigt dem Kunden dann direkt den Spareffekt.

Von der Wegwerf- zur Reparaturgesellschaft

Handwerker lassen sich zunehmend zu bloßen "Teileaustauschern" und "Hilfsarbeitern der Industrie" degradieren. Dabei könnten gerade sie wertvolle Dienste für den Aufbau einer "Reparaturgesellschaft" leisten. Der Praxisleitfaden "Waschmaschinendoktor" soll eine Hilfestellung für die Reparatur von Waschmaschinen geben.
Dass die Ausrichtung auf Reparatur auch viele wirtschaftliche Vorteile für uns Handwerker bieten kann, versuche ich in der Gegenüberstellung "Warum sich Reparieren lohnt und für wen" zu belegen.

Franz Born, Köln

Nach über vier Jahrzehnten bin ich aus dem aktiven Arbeitsleben ausgeschieden. In der gesamten Zeit habe ich mich nur mit Reparaturen beschäftigt; meine Arbeit umfasste alle Funktionen des Reparaturgeschehens, angefangen von der aktiven Reparatur bis zur Organisation und Leitung mehrerer Werkstätten.
Wie oft musste ich miterleben, dass die Reparatur eines Gerätes mit dem Spruch "lohnt sich nicht mehr" abgelehnt wurde. Hiebei wurde häufig nicht einmal eine Überprüfung des vorliegenden Defektes vorgenommen. Hauptsächlich waren folgende Gründe dafür verantwortlich:

  • Umsatzinteressen des Händlers
  • Ungenügende Qualifikation der Werkstatt
  • Die Unkenntnis des Kunden oder seine Einstellung, immer das neueste Modell haben zu müssen
  • Die Wirkung der Werbung, das neue Modell X welches über den neuen Wirkstoff Y verfüge, welcher als ein Abfallprodukt der Weltraumforschung, der modernen Fertigung zu Verfügung stehe
  • Die Vergesslichkeit der Konsumenten, wurde doch in der Regel vor nicht allzulanger Zeit sein nun als Steinzeitmodell gegeisseltes Gerät mit ähnlichen Werbesprüchen angepriesen.
  • Die Ohnmacht der mit Maulkörben versehenen Techniker, die wider besseren Wissens die Kunden entsprechend den Umsatzinteressen seines Brötchengebers "beraten müssen"

Nun war es an der Zeit, diesen Vorurteilen und Fehlentwicklungen, die mich all die Jahre geärgert hatten, etwas entgegen zu setzen. In Zusammenarbeit mit Recyclingfirmen (da landen die meisten Geräte, bei denen sich angeblich die Reparatur nicht mehr lohnte), bekam ich die Idee zu der vorliegenden Reparaturanleitung. Gemeinsam mit Heinrich Jung von der Fa. Blitzblume, der den technischen Hintergrund erarbeitete, habe ich die Formgestaltung übernommen.
Herausgekommen sind in der ersten Version ein Verwertungsablauf für weisse Ware, konkrete Reparaturanleitungen für Waschautomaten, die als Schulungsunterlagen angewendet werden können und praktische Tipps und Kniffe rund um das Wasch- und Reparaturgeschehen.
Nachdem die CD-Rom fast fertiggestellt war, hatte ich noch eine weitere Idee, die zwischenzeitlich auch von mir umgesetzt wurde. Für den direkten Einsatz beim Kunden oder in der Werkstatt, bei dem in den wenigsten Fällen ein PC oder Laptop zur Verfügung steht, gibt es nun auch eine Lösung: Mit speziell entwickelten feuchtraumtauglichen Handbüchern, die auch mit nassen oder ölverschmierten Händen benutzt werden können (alle Seiten laminiert), stehen die Inhalte auch "vor Ort" zur Verfügung.

Kontakt: Vorübergehend bitte über Heinrich Jung
e-mail an Heinrich Jung: jung(at)blitzblume-ingelheim.de