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Praktische Tipps zur Fehlersuche und systematischen Reparatur

Wann lohnt sich eine Reparatur und für wen?

Diese Frage versucht der Autor auf Grund seiner langjährigen Kundendiensterfahrung zu beantworten. Das Thema ist im Programmablauf ausführlich behandelt. Im folgenden Kapitel wird das benötigte "Handwerkszeug" für Kundendienst und Werkstatt vorgestellt.

Grundregeln bzw. Komponenten einer schnellen und wirtschaftlichen Fehlersuche und Reparatur:

Symptome des Fehlers erfragen

(Fehlerbeschreibung des Kunden)

Fehlerbeschreibungen des Kunden können sowohl Segen als auch Fluch für uns Techniker sein! Bei der Fehlersuche können sie uns wertvolle Hilfe leisten, uns aber genau so gut total in eine Sackgasse führen.
Deshalb unser Rat:
Fertige Fehlerdiagnose des Kunden sollten Sie am besten höflich ignorieren. Absolute Aussagen wie: "das Programmschaltwerk ist kaputt" können uns sehr schnell auf den Holzweg bringen.
Kontern sie solche Aussagen am besten mit Fragen, die Ihnen verwertbare Anhaltspunkte liefern:

  • "Welche Symptome (Auswirkungen) des Fehlers haben sie bemerkt (Undichtigkeiten, ungewöhnliche Geräusche und Gerüche usw.)?"
  • "Wann trat der Fehler auf? Wo stand da der Programmschalter? Wie lange hatte die Maschine schon gearbeitet?"
  • "Trat der Fehler schon öfter auf?"

Achtung: Verlassen Sie sich nicht zu sehr auf die Beobachtungen Ihrer Kunden. Denn falsche Beobachtungen können Sie in die Irre leiten.

Weitere Beobachtungen des Kunden möglichst genau erfragen:

  • "War zu dem Zeitpunkt, als sie den Fehler feststellten, Wasser in der Maschine?"
  • "War die Wäsche noch warm?"
  • "War das Waschergebnis zufriedenstellend?"
  • "Bei Undichtigkeiten: War es klares oder seifiges Wasser?"

Die Frage: "Wie klangen die ungewöhnlichen Geräusche, die Sie bemerkt haben?" hört sich vielleicht albern an. Wenn Ihnen aber die Antwort bei der Spurensuche hilft, sollten Sie die Frage unbedingt stellen! Da sich die meisten Menschen davor scheuen Geräusche nachzumachen, ist es empfehlenswert, sie selbst vorzumachen - nur Mut!

Die beschriebenen Fragen sind nur Beispiele und hängen natürlich vom aufgetretenen Symptom ab. Um die richtigen Fragen zu finden, die Ihnen wichtige Spuren liefern sollen, ist viel Phantasie notwendig!

Schnellcheck: Wenn gar nichts durch Fragen herauszubekommen ist, können wir uns nur noch durch einen Schnellcheck ein Bild über die Fehlersymptome machen:

  • Trommel von Hand drehen (auf Lagerspiel/-schaden und Motorlaufgeräusch achten)
  • PGS auf Abpumpen stellen und sehen, ob das Restwasser abgepumpt wird (lässt man zuerst Wasser einlaufen, muss man das Gerät u.U. notentleeren, wenn ein Fehler im Ablaufsystem vorliegt)
  • Wasserzulauf testen (alle Einlaufventiele)
  • Wasserstände nacheinander kontrollieren (vom niedrigen zu hochen Wasserstand)
  • Reversieren der Trommel prüfen
  • Aufheizen prüfen (mit Hilfe eines Energiemonitors, oder auf Aufheiz- bzw. Tauchsiedergeräusch achten)
  • Abpumpen prüfen (Abpumpgeschwindigkeit beachten)
  • Schleudern testen (beim Kondensatormotor besonders auf die Anlegephase, beim Universalmotor auf Bürstenfeuer achten)

Erfahrungswerte berücksichtigen

(z.B. Verschleiß, marken- und typenspezifische Fehler, Häufigkeit von Fehlern)

Wirtschaftlich und schnell wird uns eine Reparatur dann gelingen, wenn wir möglichst viele "Checklisten" in unserem Kopf haben, die uns helfen, den Fehler einzukreisen. Beispiele für "Checklisten" sind:

  • Verschleißanfälligkeit: Eine Magnetpumpe z.B. hält 4-10 Jahre.

  • Marken- und typenspezifische Fehler: Bei Bosch/Siemens z.B. fällt gerne der Türschalter aus oder bei Bauknecht setzt sich öfter der Dom/Luftfalle mit Waschmittelschlamm zu.

  • Häufigkeit der Fehler: Wenn z.B. eine Maschine nicht abpumpt, sind meist Fremdkörper in Schlauch oder Pumpe verantwortlich, seltener die Pumpe selbst.

  • Programmablauf: Die Systematik, die im Kapitel "Fehlersuche nach Programmablauf" beschrieben ist, stellt auch eine Checkliste dar.

  • Möglichkeiten von Fehlbedienung: Wenn an einer Maschine absolut kein Fehler zu finden ist oder das Symptom "schlechtes Waschergebnis" auftaucht, ist es zweckmäßig, alle Möglichkeiten für eine Fehlbedienung abzufragen (falsches Programm, Schleuder-Stopp-Taste gedrückt, zu viel Waschmittel, zu viel Wäsche usw.).

Die Gefahr von Checklisten ist allerdings, dass unser Denken starr und unbeweglich werden kann. - Wir sollten uns daher bemühen, flexibel zu bleiben und, wenn nötig, neue Punkte in die "Checkliste" aufzunehmen, bzw. alte zu relativieren. Mit anderen Worten: Wir müssen bereit sein, dazuzulernen (es war hundert Mal der Türschalter, aber bei diesem Modell geht gerne das Entstörglied kaputt)! Die Checklisten, die wir benützen, können abhängig sein von Gerät, Fehler und Benutzer der Maschine. Beim unten stehenden Beispiel würde das Schema unserer Fehlersuche ganz anders aussehen, wenn die Waschmaschine ein Jet-System hätte. Dann wären eine verstopfte Zirkulationsleitung oder eine blockierte Umwälzpumpe die ersten Fehler, an die wir denken würden.

Möglichst früh eine Hypothese über den Fehler bilden

Die beobachteten oder erfragten Fehlersymptome, die Spuren und die Erfahrungswerte aus unserer Praxis versetzen uns jetzt wahrscheinlich in die Lage, eine Hypothese über den Fehler zu bilden.

Dabei ist es wichtig, auch auf mögliche Folgefehler zu achten (siehe unten). Mit anderen Worten: Wir müssen versuchen, immer die Ursache für einen Fehler aufzuspüren und nicht nur die Symptome "behandeln"

Auf mögliche Folgefehler achten

Bei der Fehlersuche sollte man besonders auf Folgefehler achten, da sie über die Wirtschaftlichkeit einer Reparatur mitentscheiden.

Zum Beispiel kann eine Undichtigkeit am Einspülkasten dazu führen, dass Wasser über den Motor läuft. Dies wiederum führt dazu, dass die Wicklung des Moors verschmort. Die verschmorte Wicklung läßt einen Kurzschlussstrom fließen, der die Leiterbahnen in der Motorelektronik zum Verdampfen bringt.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, zuerst alle Fehler zu suchen und zu beurteilen, bevor man mit der Reparatur beginnt.

 

Nur Gehäuseteile öffnen, wenn zur Überprüfung der Fehlerhypothese notwendig

Der Mensch ist faul und das ist gut so!

Denn bei der Fehlersuche gibt es fast nichts Schlimmeres, als erst einmal sämtliche Gehäuseteile abzubauen, um nach einer Stunde festzustellen, dass nur der Wasserhahn zugedreht war. Häufig ist der Aufwand, das Gehäuse einer Waschmaschine aufzubekommen, größer als der, den eigentlichen Fehler zu beheben (beim Einbaugerät oder im engen Badezimmer).

Sind wir bisher systematisch vorgegangen und haben uns eine Fehlerhypothese gebildet, ist die Zeit gekommen, den Schraubendreher einzusetzen! Dabei ist es sinnvoll, den kürzesten Weg zu suchen.

Wenn wir bei einer Waschmaschine, bei der die Waschlauge im Bullauge steht, an den Türschalter gelangen wollen, können wir z.B. die Maschine vorziehen und sie um 45° nach hinten kippen. Damit sparen wir uns eine mühsame Entleerung über das Flusensieb.

Fehler durch Messen aufspüren und Messergebnisse interpretieren

  • Messung der Leistungsaufnahme mittels Energiemonitor (wenn die Steckdose erreichbar ist)

  • Widerstands- bzw. Durchgangsmessungen nur am abgeklemmten Verbraucher vornehmen, weil auch andere Verbraucher parallel angeschlossen sein können!

  • Verbraucher, die nicht ohne weiteres abgeklemmt werden können (z.B. Bauteile auf einer Platine), werden über Spannungsmessung geprüft.

  • Durch einen fehlerfreien Verbraucher, an dem Nennspannung anliegt, fließt der Nennstrom, und er gibt eine Leistung ab. - Umgekehrt ausgedrückt bedeutet das: gibt ein Verbraucher, an dem Nennspannung anliegt, keine Leistung ab, hat er eine Unterbrechung.

  • Ein Spannungsabfall über einem Kontakt bedeutet, dass der Kontakt geöffnet ist.

Mit diesem Hilfsmittel lässt sich schnell die Leistung ermitteln, welche die Maschine gerade aufnimmt. Das ist besonders hilfreich, wenn man schlecht an die Heizung herankommt, aber den Heizstromkreis überprüfen will.

Beispiel für eine Fehlersuche

Das vorliegende Beispiel beschreibt eine Fehlersuche, wie sie täglich in der Praxis vorkommt.

Fehlermeldung des Kunden: "Die Maschine bleibt im Hauptwaschgang stehen und macht nichts mehr (heizt nicht)."
Wir übersetzen diese Fehlermeldung als erstes in unsere Sprache: "Die Maschine heizt nicht und das PGS bleibt in Folge dessen im Thermostopp-Schritt stehen."

Der Heizstromkreis besteht z.B. aus: Thermotürschalter - Druckschalter - Heizkontakt des PGS - Kapillarrohrthermostat - Übertemperatursicherung - Heizung

Die wahrscheinlichste Fehlerquelle in diesem Fall ist die Heizung selbst, da sie durch ständige Erwärmung und Abkühlung sowie durch elektrochemische Korrosion einem relativ hohen Verschleiß ausgesetzt ist. Doch zuerst stellen wir sicher, dass der Thermotürschalter in Ordnung ist (andere Funktionen wie Wasserzu- und -ablauf sind vorhanden).

Wenn die Möglichkeit besteht, durch Kippen der Maschine von unten an die Heizung heranzukommen, ersparen wir uns zunächst, das Gehäuse zu öffnen. Wir prüfen die Heizung spannungslos, bei abgezogenen Heizungszuleitungen, auf Durchgang und Körperschluss (Masseschluss).
Achtung: Der Durchgangsprüfer ist ungenau - seine Prüfton ist bei 25 ( (Heizung i.O.) und bei 2000 ( (Heizung defekt) gleichermaßen zu hören. Außerdem ist der Widerstandswert einer defekten Heizung bzw. eines defekten Kontaktes oft spannungsabhängig: Bei der Prüfspannung von z.B. 3V kann Durchgang vorhanden sein. Bei Netzspannung und der regulären Strombelastung der Kontaktstelle entsteht ein hoher Übergangswiderstand und die Verlustspannung steigt stark an.

Alternativ können wir auch einen Hauptwaschgang einschalten und mittels eines Energiemonitors (siehe Werkzeug) die Leistung der Heizung messen (je nachdem, wie schnell wir an die Heizung herankommen können).

Die weiteren Komponenten des Heizstromkreises sind weniger verschleißanfällig:

  • Der Schließerkontakt des Druckschalters muss einen höheren Strom verkraften als der Öffner, deshalb kann der Öffner zwar richtig arbeiten und den Wasserstand begrenzen, obwohl gleichzeitig der Schließer nicht zumacht.

  • Der Heizkontakt des PGS kann, in Folge des großen Heizstroms, zu heiß geworden sein. Das Kunststoffgehäuse um den Kontakt herum könnte durch die Hitze geschmolzen bzw. weich geworden sein und der Auflagedruck des Schaltmessers könnte eine Kontaktfahne aus dem weichen Kunststoff herausgedrückt haben. Ein solcher Fehler ist manchmal an der Verfärbung des Kunststoffs in der Nähe eines Heizkontaktes zu erkennen. Den Heizkontakt kann man häufig an der Dicke der Leitungen auf dem PGS erkennen.

  • Am Öffner des Regelthermostaten ist selten Verschleiß zu erwarten. Wahrscheinlicher wäre hier ein Bruch des Kapillarrohrs in der Nähe der Heizung durch die Bewegung des Waschbottichs. Das hätte jedoch normalerweise zur Folge, dass die Waschlauge zu heiß wird (allerdings auch im Thermostopp stehen bleibt).

  • Übertemperatursicherungen gehen selten kaputt und befinden sich meist in der Nähe der Heizung (können mit der Heizung gleich durchgemessen werden, s.u.).

Da diese möglichen Fehlerquellen relativ unwahrscheinlich sind, nehmen wir als nächstes die Rückwand des Gerätes ab und messen, ob Spannung an der Heizung anliegt. Ist das der Fall, wissen wir, dass unsere Durchgangsprüfung nicht ausgereicht hat und die Heizung defekt ist. Denn durch einen intakten Heizwiderstand, an dem eine Spannung anliegt, fließt auch ein Strom, und es entsteht Wärme! Liegt keine Spannung an der Heizung an, muss der Stromkreis an anderer Stelle unterbrochen sein und wir setzen unsere Fehlersuche fort.

Wichtiges Hilfsmittel bei der Fehlersuche - der Prüfton erleichtert die Arbeit sehr (siehe oben)

Mit diesem Hilfsmittel lässt sich schnell die Leistung ermitteln, welche die Maschine gerade aufnimmt. Das ist besonders hilfreich, wenn man schlecht an die Heizung herankommt, aber den Heizstromkreis überprüfen will.

Werkzeuge und Hilfsmittel

Werkzeugkoffer für den Kundendienst:
Hier werden spezielle Werkzeuge gezeigt, die bei der Gerätereparatur im Außendienst eingesetzt werden.
Wichtig: Der Koffer sollte nicht zu schwer sein (Gewicht x Anzahl der Kunden X Geschosshöhe x Lebensarbeitstage = Bandscheibenvorfall)! Eine Ratsche oder einen Hammer braucht man selten - es genügt, wenn sie im Kundendienstfahrzeug sind.

Akustischer Durchgangs- und Spannungsprüfer:
Wichtiges Hilfsmittel bei der Fehlersuche - der Prüfton erleichtert die Arbeit sehr (siehe oben)

Corbinzange:
Für Federschlauchklemmen (vor allem bei Miele und Blomberg)

Digital - Sekunden - Thermometer:
Für einfache Temperaturmessungen genügt oft schon das Fingerspitzengefühl: Bei 60°C ist die Schmerzgrenze erreicht. Wir können die Hand zwar noch auf das heiße Gehäuseteil legen, aber es bereitet uns nach kurzer Zeit Schmerzen.

Energiemonitor:
Mit diesem Hilfsmittel lässt sich schnell die Leistung ermitteln, welche die Maschine gerade aufnimmt. Das ist besonders hilfreich, wenn man schlecht an die Heizung herankommt, aber den Heizstromkreis überprüfen will.

VDE 0701 - Messgerät:
Messanleitung des Herstellers beachten!

Abdichtmasse und Schmiermittel:
Es gibt natürlich viele verschiedene Produkte, die hier in Frage kommen. Wir benutzen bei unserer Arbeit vorwiegend eine Silikondichtmasse bis 250°C Hitzebeständigkeit (kurzzeitig bis 300°C). Damit lassen sich sogar Türgläser von Elektroherden einkleben.
Dass Schmiermittel in einen Werkzeugkoffer gehören ist klar. Das abgebildete Kriechöl ist nicht besonders gut, sonder besonders klein!

Wichtiges Hilfsmittel bei der Fehlersuche - der Prüfton erleichtert die Arbeit sehr (siehe oben)

Für Federschlauchklemmen (vor allem bei Miele und Blomberg)

Für einfache Temperaturmessungen genügt oft schon das Fingerspitzengefühl: Bei 60°C ist die Schmerzgrenze erreicht. Wir können die Hand zwar noch auf das heiße Gehäuseteil legen, aber es bereitet uns nach kurzer Zeit Schmerzen.

Mit diesem Hilfsmittel lässt sich schnell die Leistung ermitteln, welche die Maschine gerade aufnimmt. Das ist besonders hilfreich, wenn man schlecht an die Heizung herankommt, aber den Heizstromkreis überprüfen will.

Messanleitung des Herstellers beachten!

Es gibt natürlich viele verschiedene Produkte, die hier in Frage kommen. Wir benutzen bei unserer Arbeit vorwiegend eine Silikondichtmasse bis 250°C Hitzebeständigkeit (kurzzeitig bis 300°C). Damit lassen sich sogar Türgläser von Elektroherden einkleben.
Dass Schmiermittel in einen Werkzeugkoffer gehören ist klar. Das abgebildete Kriechöl ist nicht besonders gut, sonder besonders klein!

Hier werden spezielle Werkzeuge gezeigt, die bei der Gerätereparatur im Außendienst eingesetzt werden.
Wichtig: Der Koffer sollte nicht zu schwer sein (Gewicht x Anzahl der Kunden X Geschosshöhe x Lebensarbeitstage = Bandscheibenvorfall)! Eine Ratsche oder einen Hammer braucht man selten - es genügt, wenn sie im Kundendienstfahrzeug sind.